Warum wir diesen Tag brauchen

Am 1. Juli 2009 waren die im ägyptischen Alexandria geborene Pharmazeutin Marwa el-Sherbini und ihr ungeborenes Kind im Dresdener Landgericht von dem Rechtsextremisten Alexander Wiens mit 18 Messerstichen getötet worden. Eine vollständige Darstellung des Verbrechens finden sie hier.

Das Verbrechen hat Symbolcharakter, weil es den Höhepunkt einer Entwicklung einer neuen Facette der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit darstellt, eines spezifisch auf die religiöse Identität von Muslimen ausgerichteten Rassismus.

Dieser ist aus zwei Gründen besonders heimtückisch und gefährlich:

Er spricht verschiedene ideologische Lager und Anhänger verschiedener politischer Richtungen an und verbreitet sich somit über das traditionelle rechtsextreme Spektrum hinaus und er entzieht sich Kritik und Maßnahmen zur Bekämpfung durch das Etikett der „Religionskritik“, seine Vertreter stilisieren also das Konstruieren von Feindbildern und Schüren von Ressentiments als einen berechtigten und sogar schützenswerten Vorgang, als Frage von Meinungs- und Religionsfreiheit. Dem muss wirksam, nachhaltig und vor allem öffentlich entgegengetreten werden, die Akteure und Methoden des antimuslimischen Rassismus müssen offengelegt und Zeichen gegen seine Ausbreitung müssen gesetzt werden.

Mit der Kampagne für einen „Tag gegen antimuslimischen Rassismus“ verbindet sich kein Versuch, eine Opferrolle zu kultivieren, wie es Vertretern der Muslime in Deutschland immer wieder vorgeworfen wird, noch der angebliche Versuch, Kritik zu unterdrücken. Der Rat muslimischer Studierender und Akademiker bekennt sich ausdrücklich und uneingeschränkt zur Freiheit anders- oder nichtgläubiger Menschen, die Glaubensinhalte und –Praktiken des Islam abzulehnen und auch Kritik daran zu äußern als geschütztes Grundrecht. Aber eine theologische oder intellektuelle Auseinandersetzung dieser Art ist nicht und war nicht Absicht antimuslimischer Rassisten; ihre Hetze und ihre Dämonisierung einer ganzen Gruppe von Menschen von der Äußerung abweichender Glaubensvorstellungen und Lebensentwürfe abzugrenzen, ist von höchster Bedeutung und gehört zu den Zielen der Kampagne für den Tag gegen antimuslimischen Rassismus.

Die Kampagne ist lediglich ein Teil der Aktivitäten des RAMSA und seiner Mitglieder für eine gerechtere, tolerantere und offenere Gesellschaft. Der Rat, offizielle Beratungsstelle bei der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, richtet sich aktiv gegen alle Formen von Rassismus, Antisemitismus und Antiziganismus.